Die Oberflächen der heutigen Implantatsysteme haben sich bezüglich der Geschwindigkeit und Qualität der Osseointegration deutlich verbessert. Auch erfordern die Erkenntnisse aus aktuellen wissenschaftlichen und klinischen Studien ein Umdenken für den Implantologen:
Ein offenes, transgingivales Einheilen mit physiologischer Überbelastung des Implantates führt unter anderem zu einer verbesserten Knochenqualität mit ausgerichteten Trabekeln,
die die auf das Implantat eingeleiteten Kräfte besser aufnehmen können. Dieses Vorgehen ist einer geschlossenen Einheilung in Punkto Knochenmorphologie und Weichgewebsstabilität überlegen.
Dabei darf das Implantat aber keinesfalls unphysiologisch überlastet werden, da es sonst zur Implantatlockerung kommen kann.
Sehr einfach lassen sich Aussagen zur Primärstabilität treffen, wenn der Behandler das Eindrehmoment des Implantates misst und dokumentiert.
Eindrehmoment > 30 Ncm / ISQ*-Wert > 65
Liegt das Eindrehmoment während des Einschraubvorganges über 30 Ncm, dann kann in gleicher Sitzung das endgültige Abutment eingesetzt werden. Voraussetzung ist die Verfügbarkeit eines Hybrid-Abutments, wie es die LTS-BASE® in Verbindung mit dem geeigneten Klebekörper darstellt. Das Abutment kann schon während der Planungsphase am DVT zusammen mit dem Implantat ausgewählt werden.zum Zeitpunkt der Implantation
Es kann nach Osseointegration wie ein natürlicher Zahn intraoral beschliffen und konventionell, d.h. geschlossen, abgeformt werden.
Diese Technik bezeichen wir: One Abutment – the first timeTM“
Hier kommt ein finales Abutment zum erst möglichen Zeitpunkt zum Einsatz.
Das Weichgewebe kann optimal mit der NCW-Oberfläche des Abutments verwachsen und ist maximal langzeitstabil.
Siehe auch: Klinische Bilder
Eindrehmoment 20 – 30 Ncm / ISQ*-Wert 60 – 65
Sollte die Knochenqualität reduziert sein und das Eindrehmoment des Implantates im Bereich von 20-30 Ncm liegen, dann könnte der auf das finale Abutment wirkende Zungen- und Wangendruck so stark sein, dass eine Osseointegration verhindert wird. In diesem Falle ist der Einsatz einer Heilungskappe (Gingivaformer) indiziert. Sie schließt nahezu bündig mit dem Zahnfleisch ab und ragt nur unwesentlich aus dem Weichgewebe heraus. Zungen- und Wangendruck bleiben so gering, dass die Belastung auf das Implantat im physiologischen Bereich liegt.
Nach der Osseointegration des Implantates wird die Heilungskappe entfernt und in gleicher Sitzung gegen ein formgleiches LTS-Hybrid-Abutment ausgetauscht. Der ausgeheilte Weichgewebskomplex bleibt durch die Formkongruenz erhalten und unverändert. Eine Nachpräparation kann sofort erfolgen und die Präparationsgrenze kann epigingival festgelegt werden. Die Gefahr von Zementresten im Sulcus ist somit nahezu ausgeschlossen. Die bisherige Implantat-Abformung kann komplett entfallen. Durch die Abformung auf Abutment-Niveau werden alle Passungsungenauigkeiten zwischen Abutment und Implantat egalisiert.
Eindrehmoment < 20 Ncm / ISQ*-Wert > 60
In allen Situationen, in denen Knochen aufgebaut wurde und keine ausreichende Primärstabilität gewährleistet ist – die Eindrehmomente liegen dann deutlich unter 20 Ncm – empfehlen wir ein konventionelles geschlossenes Einheilen des Implantates.
„One Abutment – one time“ Konzept von Zimmer Dental TM
Zur Information soll hier noch kurz das ursprünglich von Firma Zimmer Dental entwickelte „One Abutment – one time“ Konzept verdeutlicht werden. Hierbei kommt zum Zeitpunkt der Freilegung ein finales, rotationssymmetrisches Abutment zum Einsatz, welches nicht mehr entfernt werden soll und mittels einer Transferkappe mit subgingival liegenden Präparationsgrenzen abgeformt wird. Eine Individualisierung ist hier nicht möglich. Externer Link One Abutment – one timeTM
Aktuelle wissenschaftliche Studien zum Thema
Flapless postextraction socket implant placement in the esthetic zone: part 1. The effect of bone grafting and/or provisional restoration on facial-palatal ridge dimensional change-a retrospective cohort study; Tarnow DP, Chu SJ, Salama MA, Stappert CFJ, Salama H, Garber DA, Sarnachiaro GO, Sarnachiaro E, Gotta SL, Saito H: Int J Periodontics Restorative Dent 2014 (in press – IJPRD May 2014)
- Conclusions:
- 1. Flapless tooth extraction
- 2. Screw-retained PR
- 3. Place BG to FGM the ‘prosthetic socket seal’ seal
- 4. Clean abutment prior to insertion
- 5. Do not disturb for 3+ month healing time
Maxillary anterior papilla display during smiling: a clinical study of the interdental smile line; Hochman MN, Chu SJ, Tarnow DP.: Int J Periodontics Restorative Dent. 2012 Aug;32(4):375-83.
Weitere ausgesuchte Studien zu diesem Thema, und zu weiteren, finden Sie hier
* Implant Stability Quotient, siehe: ISQ